Analyse für Medien, NGOs und Entscheidungsträger
Hauptquelle: The Ins, 01.12.2025
https://theins.ru/obshestvo/286797
Einleitung: Ein historischer Rückschritt
Im Jahr 2025 ist die internationale Gesundheitshilfe für die ärmsten Länder der Welt auf 39 Mrd. US-Dollar gefallen – den niedrigsten Stand seit 15 Jahren und weniger als die Hälfte des Covid-Höchststands von 80 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021.
Quelle:
https://devpolicy.org/new-and-important-research-findings-about-global-health-financing-20250923/
Quelle: https://apps.who.int/nha/database
Dieser Einbruch bedroht jahrzehntelange Fortschritte im Kampf gegen Infektionskrankheiten und bei der Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit. Die Verschlechterung ist nicht nur finanziell bedingt, sondern fällt zusammen mit strukturellen Schwächen internationaler Hilfsmechanismen, wie unabhängige OSZE-nahe Berichte belegen.
The Lancet bestätigt bereits 2013 die systemischen Risiken von Austerität und strukturellen Schwächen internationaler Gesundheitspolitik:
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2813%2960102-6/abstract
1. Wer die Finanzierung zurückfährt – und warum
Quelle: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC12439094/
USA: Der größte Einschnitt in der Geschichte globaler Gesundheitsprogramme
Laut The Ins haben die USA 2025:
- die globale Gesundheitshilfe um 67 % reduziert (– 9 Mrd. US-Dollar)
- PEPFAR teilweise eingefroren (26 Mio. gerettete Leben seit 2002)
- WHO-Finanzierung blockiert
- eine Neubewertung der Beteiligung an GAVI eingeleitet
Dies markiert einen Paradigmenwechsel zu einer restriktiven außenpolitischen Linie („America First“).
Quelle: https://theins.ru/obshestvo/286797
Großbritannien: Prioritätenverschiebung zugunsten der Verteidigung
- Kürzung der ODA um 6 Mrd. Pfund
- Reduktion des ODA-Anteils von 0,7 % auf 0,5 %
Quelle: https://theins.ru/obshestvo/286797
Kontinentaleuropa: Synchroner Rückzug
OECD-Prognosen sprechen von –9 bis –17 % im Jahr 2025.
Beispiele:
- Deutschland:
– 937 Mio. € (BMZ)
– 836 Mio. € (Auswärtiges Amt) - Frankreich: – 1,3 Mrd. € (–23 %)
- Niederlande: – 350 Mio. €
Analyse des ECFR:
„Germany risks abandoning influence by following the US in cutting aid.“
https://ecfr.eu/article/abandoning-aid-surrendering-influence-why-germany-should-not-follow-the-us/
2. Welche Programme wegbrechen – und welche Folgen das hat
Kinderimpfungen: Die stille globale Krise
https://data.unicef.org/topic/child-health/immunization/
GAVI & UNICEF sichern rund 45 % der weltweiten Kinderimpfungen.
2025:
- 20 Mio. Kinder verpassen Grundimmunisierungen
- 14,3 Mio. erhalten keine einzige Impfung
- Prognose: 1,2 Mio. zusätzliche Kindstode (5 Jahre)
Quelle: https://theins.ru/obshestvo/286797
HIV/AIDS, Tuberkulose, Malaria
https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/2023-unaids-global-aids-update-summary_en.pdf
Der Global Fund kürzt 1,43 Mrd. US-Dollar (Zyklus 2024–2026).
Folgen:
- Behandlungsausfälle
- Medikamentenmangel
- steigende Resistenzraten
Quelle: https://theins.ru/obshestvo/286797, https://www.kff.org/global-health-policy/donor-government-funding-for-hiv-in-low-and-middle-income-countries-in-2023/, https://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet
Mütter- und Neugeborenenversorgung
Besonders betroffen sind Interventionen mit extrem hoher Kostenwirksamkeit:
- pränatale Betreuung
- Behandlung postpartaler Blutungen
- Antibiotika gegen Neugeboreneninfektionen
- Nährstoff- und Rehydratationsprogramme
ROI: bis zu 83-fach.
Quelle: https://theins.ru/obshestvo/286797
3. Warum dies gerade jetzt maximal gefährlich ist
a) Nachwirkungen von COVID-19
Viele Länder haben während der Pandemie hohe Kredite aufgenommen → heute Zwangskürzungen im Gesundheitssektor.
b) Klimakrise
WHO-Prognose (2030–2050):
+250.000 Todesfälle pro Jahr durch Hunger, Malaria, Durchfall, Hitze.
c) Rekordzahl von Geflüchteten
UNHCR meldet: 123,2 Mio. Vertriebene – historischer Höchststand.
Quelle: https://www.unhcr.org
Lager = Hotspots für Cholera, Masern, Malaria.
4. Das strukturelle Problem: Internationale Hilfe funktioniert immer schlechter
Hier kommen die OSZE-bezogenen Materialien ins Spiel.
Grundquelle:
OSZE-nahe Missionserfahrungen und systemische Kritiken:
https://meetings.odihr.pl/resources/download-file-dds/1083/251015090020_0186.pdf
Weitere Reportage zu internationalen Missionen (Strukturanalyse):
https://anachrichten.de/wie-wir-zur-osze-gefahren-sind/
Die zentralen Muster:
- Bürokratische Berichtskaskaden ohne reale Kontrolle
Berichte dokumentieren Inputs, nicht Outcomes.
- „Papier-Reichweiten“ statt echter Leistungen
Reichweiten werden geschätzt, nicht gemessen.
- Parallele Systeme ohne gemeinsame Datenbasis
EU, UN, NGOs – komplett fragmentiert.
- Sicherheits- und Governance-Probleme
Vor Ort wird Intransparenz oft geduldet; wirkliche Kontrolle fehlt.
Folge:
Weniger Geld + weniger Kontrolle = exponentielle Wirkungslücke.
5. Fallbeispiel Kamerun (2021–2025): Wo die Hilfe konkret versickert
Basierend auf Feldmissionen 2021–2025 (Autorenmaterial).
Humanitärer Kontext 2025
- 3,3 Mio. Menschen benötigen Hilfe (HRP-2025)
- 2,2 Mio. in IPC-Phase 3+ (April–August)
- Mehrfachkrise: Konflikt, Terror, Flucht, Überschwemmungen, Epidemien
- Ausbrüche: Masern, Polio, Mpox, Cholera, Gelbfieber
Programme gegen akute Mangelernährung werden gekürzt oder eingestellt.
Warum kommt die Hilfe nicht an?
Die OSZE-Muster wiederholen sich eins zu eins:
Intransparente Sub-Grants
Keine veröffentlichten Verträge; Verantwortung verschleiert.
Lieferketten ohne Tracking
Papier-Frachtbriefe, manipulierte Mengen, keine Kontrolle der „Last Mile“.
Simulations-Reporting
Ergebnisse existieren in Excel, nicht in der Realität.
Keine Gemeindebeteiligung
Keine Beschwerdekanäle → keine soziale Kontrolle.
Dies erklärt, warum trotz Milliardenbudgets die reale Wirkung sinkt.
6. Prognosen 2025–2030
Falls die US-Finanzierung nicht kompensiert wird:
- 1,6–6,6 Mio. zusätzliche HIV/AIDS-Todesfälle
- 466.000–769.000 Tuberkulose-Todesfälle
- 1,3–4,5 Mio. zusätzliche Kindersterbefälle
- 40–55 Mio. ungewollte Schwangerschaften
davon 12–16 Mio. unsichere Abtreibungen
Quelle: The Ins
https://theins.ru/obshestvo/286797
Weltbank-Analyse:
Malaria kann 1,3 % BIP-Wachstum/Jahr kosten.
https://www.worldbank.org
7. Neue ergänzende Faktoren (eingearbeitet aus weiteren Quellen)
Globale Stagnation nach 2015: SDG-Risikoanalyse
WHO & UN-Daten (SDG3):
- trotz Rückschritten verbessert sich die Lage nicht linear
- viele Indikatoren stagnieren seit 2015
- pandemiebedingte Rückschläge verschärfen die Trends
Beispiel: WHO SDG-Tracker
https://www.who.int/data/gho/data/themes/sustainable-development-goals
Verschärfung durch Personalabwanderung
Studien 2023–2025 zeigen:
- akuter Mangel an medizinischem Personal in 55 Ländern
- gleichzeitig aktives Abwerben durch UK, USA, Deutschland
- WHO bestätigt: Migration schwächt Systeme des Globalen Südens überproportional
Schlussfolgerung: Die gefährlichste Kombination seit zwei Jahrzehnten
Wir erleben gleichzeitig:
✔ massive finanzielle Kürzungen
✔ strukturelle Leckagen in internationalen Hilfssystemen
✔ extreme Bedarfe durch Konflikte, Klimawandel, Migration
Dies erzeugt eine sich selbst verstärkende Spirale:
mehr Krankheiten → höhere Sterblichkeit → soziale Instabilität → Migration → weitere Kürzungen
OSZE-nahe Analyse bestätigt diese Dynamik:
https://meetings.odihr.pl/resources/download-file-dds/915/251007101023_0019.pdf
Wenn der Trend nicht gestoppt wird, steuert die Welt auf ein vermeidbares Jahrzehnt humanitärer Katastrophen zu.











