Interview mit Felix Tchudi: „Murmansk – die Hauptstadt der Arktis“

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Anachrichten:      In diesem Jahr beobachtete die Welt einen Ausfall des Schiffsverkehrs über den Suezkanal.  Unter welchen Bedingungen könnte der Nördliche Seeweg zu eine Alternative zu dem Sueskanal werden?  Sehen Sie Fortschritte in diese Richtung?

Felix Tchudi:       Trotz signifikanter Entwicklung der Schifffahrt entlang des Nordlichen Seewegs in den Jahren 2019 und 2020, bleiben die Transportzahlen im Vergleich zu den 18-19.000 Schiffspassagen durch den Suezkanal relativ unbedeutend. Das Verkehrsaufkommen ist nach einem starken Rückgang der letzten Jahrzehnten gewachsen, die Wachstumsgrenzen sind aber noch lange nicht erreicht.  Ich halte es für unwarscheinlich, dass der Weg jemals für den Suezkanal eine Konkurrenz bilden wird, obwohl der Vorteil, eine Reduzierung der Route zwischen  Nordatlantik und Nordpazifik offensichtlich ist. Bei der Route durch den Suezkanal sind solche Risiken, wie regionale Kriege und Konflikte, Piraterie, die vor zehn Jahren nicht ungewöhnlich war, Blockierungen aufgrund eines Unfalls, wie in diesem Jahr, nicht abzusehen. In dem Sinne kann der Nördliche Seeweg zu einer Art Alternatvroute werden, wie z.B. die Route, die Afrika umgeht, ist.

Betrachten wir die Argumente der Gegner des Nördlichen Seeweges. Das sind hohen Transportkosten durch den Einsatz von Spezialschiffen und mögliche Umweltschäden: hohe Kohlendioxidemissionen, eine angebliche Verschmutzung der Arktis. Das dritte Argument sind die scheinbar kleinen Transportmengen. Man vergisst da jedoch die erhebliche Mengen an Öl,Ölprodukten, Metalle,Mineralien und vor allem Naturgas in der form von LNG, die durch die Arktis transportiert werden, Transporte, die nicht über das russische Wassergebiet hinausgehen. Wenn man nur die Transporte vom Atlantik zum Pazifik berücksichtigt, wie ich bereits sagte, sind die Zahlen äußerst unbedeutend.  Dies erweckt den Eindruck eines geringen Interesses am NSW, daher seine Nachteiligkeit, die natürlich nicht stimmt.  Kritiker vergessen, dass die anteilige Nutzung des NSW bei Schiffen unterschiedliches Volumens, von klein bis groß, zur Zeit an der Beliebtheit gewinnt.  Darunter sind Schiffe, die das gefrorene Fisch transportieren, Tanker, Frachtschiffe.  Das ganzheitliche Bild zeigt lässt erkennen, dass die Route durchaus sinnvoll und lukrativ ist, die Schiffe müssen aber besonderer Anforderungen entsprechen.  Denken wir mal an die Zukunft: der NSW ist die kürzeste Route, die den Nordpazifik mit dem Nordatlantik verbindet. Aus der Tatsache resultiert es, es dabei weniger Schadstoffemissionen entstehen, weniger Kraftstoff verbraucht wird, und weniger Zeit für den Transport in Anspruch genommen wird.  Ich denke sogar, dass diese Route in der Zukunft „emissionsfrei“ werden kann, was wir später noch angehen werden.  Es gibt bedeutende Unternehmen auf dem Markt, die aus verschiedenen Gründen behaupten, niemals Routen durch die Arktis zu nutzen.  Einige kooperieren mit den „Grünen“ die an jeder Ecke schreien, der NSW schädige angeblich die Umwelt.  Meist wissen sie über die Arktis nichts, ihre Daten sind falsch oder veraltet.

Dennoch am meisten ist die Entwicklung des NSW jedoch für Russland selbs zunutze, als logistische Lösungen im Arktis eine Voraussetzung ist für ihre arktische Ambitionen und sie dabei auch die russische Schiffbauindustrie erheblich vorangetrieben wird.  Wenn man bedenkt, dass die arktischen Küste zu 70% zu Russland gehört, wird das Land Investitionen aus der ganzen Welt anziehen und die weltführende Arktisflote bauen. Und wenn der Markt mit den modernen arktistauglichen Schiffen gesättigt wird, sinken auch  die Transportkosten für zukünftige Projekte.  Das Thema ist spannend: die von der Polar Code und russischen Behörden gestellten hohen Bedingungen an der Schiffsqualität haben zwar einen kurzfristigen negativen Einfluss auf die Route erzeugt, werden jedoch langfristig zur Entwicklung der Wirtschaft und Infrastruktur im Zusammenhang mit dem NSW beitragen.  Zukünftig wird der globale arktische Schifffahrtsmarkt, der bis jetzt vorallem von russischen Schiffen bedient worden ist  als Russland leider Preferenz für die russische Flagge eingeführt hat und dadurch einenrelativ kleinen Marktsegmenten für die Flotten anderer Länder existiert. Deshalb verbleiben die Investitionen der den nicht-russischen Ländern in eigenen Polarschiffbau relativ niedrig wegen der Unsicherheit ob solche Investitionen sich  lohnen können.  Um einen attraktiven Markt mit einer genügende Anzahl Schiffen zu etablierenhalte ich es für notwendig, internationale Investitionen in die Entwicklung der Arktis-fähige Flotte zu akquirieren. Das is  nötig um die russischen Arktis und des Hohen Nordens zu entwickeln .  Dies ist ein Thema nicht nur nationaler, sondern auch globaler Bedeutung.

Ilia Ryvkin:     Zu diesem Zwecke wurde dar erste arktische Raum fortgeschrittener sozioökonomischer Entwicklung „Murmansk – die Hauptstadt der Arktis“ geschaffen.  Steht auch für die Tschudi Group eine Registrierung dort im Betracht?

Felix Tschudi:      Wir bewegen uns in diese Richtung.  Der Murmansker Raum ist ein interessantes Unterfangen.  Als ausländisches Unternehmen könnten wir dort unser Geschäft erfolgreich ausbauen um Geld verdienen zu können.  Die Region Murmansk hat ein verbessertes Investitions- und Geschäftsklima.  Wir glauben an den Erfolg und arbeiten in diese Richtung.

Ilia Ryvkin:     Welche Vorteile würde eine dortige Registrierung für Sie und Ihr Unternehmen bringen?

Felix Tchudi:       Es werden Steuerpräferenzen für zehn bis zwölf Jahre geben: Vorzugsversicherung für Mitarbeiter des Unternehmens 7,6% statt 13 für zehn Jahre;  5 % Einkommensteuer für die ersten fünf Jahre und 12 % für die nächsten fünf Jahre, dann 20 %.  Grundsteuer 0% für die ersten drei Jahre, dann 1,5%;  Grundsteuer 0% für die ersten fünf Jahre, 2,2% für die nächsten fünf Jahre. Im Bergbau betragen die Abzüge in den ersten drei Jahren 0 % und steigen dann im zehnten Jahr auf 0,8 % an.  Eine dortige Registrierung würde also grosse Vorteile mit sich bringen.  Wie gesagt aber, wir erforschen das Thema noch und vergleichen es mit anderen Optionen unserer Marktteilnahme.

Ilia Ryvkin:     Sie meinten, dass der NSW in Zukunft eine emissionsfreie Strecke werden kann?

Felix Tschudi:      Der explosionsartige Wachstum der „Grünen“ Parteien hat bereits grossen Konsequenzen für verschiedene Branchen, darunter auch für die internationale Handelsmarine erbracht.  Große Investitionen in den emissionsarmen Schiffbau sind unumgänglich.  Das Problem liegt in der grossen Anzahl,yehntausenden von Schiffen, die umgebaut oder verschrottet werden müssen, oder alternativ nur mit geringerer Geschwindigkeit operieren dürfen.  In dieser Hinsicht haben die Arktis und die NSR erhebliche Vorteile wegen die kürzeren Distanzen.  Die Zahl der speziell für die Arktis gebauten Schiffe ist bis jetzt äußerst begrenzt, u.a. weil  sie relativ teuer sind.  Demnächst werden immer mehr arktistauglicher Schiffe einer neuen Generation gebaut, ihre Konstruktion muss die Polar code und die neuen strengen modernen Anforderungen für die Emissionssenkung berücksichtigen. Die Möglichkeit gibt es zusätzlich dass die LNG angetriebenen Neubauten mit carbon capture technolige ausgestattet werden so dass die Route ganz emissionsfrei werden kann.  He kommt die günstigste, ja die ideale Zeit, um eine emissionsfreie Polarflotte aufzubauen, um den NSW in eine „grüne“ Richtung zu lenken. Es erfordert aber sowohl seitens Russland, der ganzen arktischen Gemeinschaft, ja der gesamten Frachttransportindustrie mutige Entscheidungen, Investitionen in den zukunftsorientierten Schiffbau.  Wir verstehen, dass alles, was mit dem NSW zu tun hat, stabil sein muss.  Stabiler Schiffbau, stabile Produktion, stabiler Fahrt und stabiles Leben in der arktischen Region für die mehr als 4 Millionen arktischen Einwohner von denen um die 10% einheimischen sind.  All die benötigen Perspektiven, Hilfe bei der Entwicklung der Region, Bildung …

Sie als Journalist müssen die Menschen richtig über die Sachlage in der Arktis informieren, es gibt zu wenig sachliche Information und daher zu viele Missverständnisse und damit verbundene Klischees.  Sie kennen zum Beispiel ein Foto aus den 90er – ein Eisbär im Schnee, die Realität aber sieht anders aus, im Sommer ist das dortige Meer offen … Nur wenn man faktische und korrekte Informationen hat können die alle „Stakeholders“ richtige Beurteilungen, Konklusionen und Entscheidungen treffen. Nun, das war meine Geschichte.

Ilia Ryvkin

Quelle: Anachrichten

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