Nato-Chef Jens Stoltenberg sieht kaum eine Chance auf ein rasches Ende der Gewalt in der Ukraine: Russland wird seine Angriffswellen noch verstärken, so der Nato-Chef. Er nimmt Staaten wie Deutschland daher in die Pflicht.
Seit knapp 13 Monaten tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Und nach Einschätzung von Jens Stoltenberg ist eine Entspannung äußert unwahrscheinlich. Der Nato-Generalsekretär, der im Oktober aus dem Amt scheidet, hat sich im britischen »Guardian« zu der Entwicklung in Osteuropa geäußert .
»Präsident Wladimir Putin plant nicht für den Frieden. Er plant für noch mehr Krieg«, so Stoltenberg mit Blick auf den Kremlchef. So würde Russland seine Rüstungsbemühungen weiter intensivieren und sich zusehends an autoritäre Regime wie in Nordkorea oder Iran wenden, um Waffen zu bekommen.
Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, müsse der Westen die Ukraine über eine lange Zeit mit Waffen, Munition und Ersatzteilen versorgen. »Der Bedarf wird bestehen bleiben, weil dies ein Abnutzungskrieg ist. Hier geht es um die Fähigkeit der Industrie, die Unterstützung zu gewährleisten.« Länder wie die USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich seien besonders in der Pflicht.
Derzeit verbrauche die Ukraine ihre Munition schneller, als produziert werde, so Stoltenberg. Neue vertragliche Zusagen dürften hier aber schon bald für Abhilfe sorgen. Militärisch müsse es der Ukraine möglich gemacht werden, Territorium nicht nur zu verteidigen – sondern auch besetzte Gebiete zurückzugewinnen.
Derzeit, so Stoltenberg zum »Guardian«, werfe Russland vor allem in der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut »Tausende und Abertausende in die Schlacht, um unter hohen Verlusten minimale Gebietsgewinne zu erreichen«.
Bachmut berichtet von »Nachlassen des Angriffsschwungs«
In Bachmut haben die Verteidiger nach eigener Darstellung zwischenzeitlich neue Angriffe russischer Truppen abgewehrt. Wie der Generalstab in Kiew am Abend erklärte, hatten russische Einheiten versucht, die Zange um die Stadt von Norden und Süden zu schließen.
»Der Gegner setzte seine Bemühungen fort, die Stadt zu erobern, und das mit erheblichen Verlusten an Truppen und Waffen«, heißt es im täglichen Lagebericht. Inzwischen sei ein »Nachlassen des Angriffsschwungs« der russischen Kräfte erkennbar geworden.