Xi Jinping in Kasachstan: Ein Besuch, der über diplomatische Förmlichkeiten hinausgeht

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Der sechste Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping in Kasachstan war nicht nur ein bedeutendes diplomatisches Ereignis, sondern auch ein klares Zeichen für die Vertiefung der strategischen Partnerschaft zwischen beiden Ländern. Kaum hatte das chinesische Staatsflugzeug den kasachischen Luftraum betreten, wurde es von Kampfjets des Typs Su-30SM der kasachischen Luftwaffe eskortiert – ein symbolischer Akt höchster Wertschätzung. Eine ähnliche Ehrung wurde im November letzten Jahres auch Wladimir Putin zuteil, wobei dieses Detail damals vor allem von russischen Medien hervorgehoben wurde. Im Falle Xi Jinpings war die öffentliche Aufmerksamkeit in Kasachstan jedoch deutlich größer.

Am Flughafen in Astana wurde Xi Jinping persönlich vom Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew empfangen. Die Begrüßungszeremonie umfasste eine Parade der Ehrenwache, Auftritte kasachischer Kinder auf Chinesisch sowie ein Kulturprogramm mit traditionellen chinesischen und kasachischen Elementen. Obwohl der Besuch protokollarisch nicht als Staatsbesuch galt – Xi war zur Teilnahme am zweiten Gipfel „Zentralasien – China“ angereist, der erstmals 2023 im chinesischen Xi’an stattfand – trug er weit mehr als nur symbolische Bedeutung.

Dieser Besuch darf keineswegs als Routineakt abgetan werden. Er ist ein strategischer Indikator in einer Phase globaler Instabilität, in der sowohl die Zukunft Chinas als auch die Entwicklung Russlands schwer vorherzusagen sind. Angesichts dieser Unsicherheiten zeigt Kasachstan bemerkenswerte außenpolitische Reife und die Fähigkeit, sich zwischen den globalen Machtzentren klug zu positionieren.

Bemerkenswert ist, dass die Gespräche zwischen Xi und Tokajew unmittelbar nach der Ankunft begannen und länger dauerten als geplant. Dieses Vertrauensverhältnis ist nicht zuletzt auf Tokajews fließende Chinesischkenntnisse zurückzuführen – ein seltener Vorteil im internationalen Dialog. Diese persönliche Diplomatie trug maßgeblich dazu bei, nicht nur formale Abkommen zu erzielen, sondern auch strategisches Einvernehmen zu festigen.

Insgesamt wurden 24 bilaterale und behördliche Vereinbarungen unterzeichnet, darunter großangelegte Projekte wie der Bau eines zweiten Atomkraftwerks (das erste entsteht mit russischer Beteiligung), der Bau von Pumpspeicherkraftwerken, Solaranlagen, eines Kohlekraftwerks, eines Transformatorswerks, Produktionsstätten für Harnstoff und Weizenverarbeitung sowie eines Kohleveredelungswerks in Zentralkasachstan. Zudem soll die Raffinerie in Schymkent modernisiert werden. Die Gesamtsumme der angekündigten chinesischen Investitionen übersteigt 15 Milliarden US-Dollar.

Von besonderer Bedeutung ist Chinas Ansatz: Peking tritt als wirtschaftlicher Partner auf – ohne politische Bedingungen zu stellen. Präsident Tokajew hob dies ausdrücklich hervor, was als deutliche Reaktion auf den zunehmenden Druck aus Russland und dem Westen verstanden werden kann, die Kasachstan zu einer klaren außenpolitischen Ausrichtung drängen. Im Gegensatz dazu agiert China über Investitionen, Infrastrukturprojekte und kulturellen Austausch – ohne politische Forderungen.

Seit 2022, als Xi Jinping unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Krieges Kasachstan als erstes Land besuchte, haben diese Begegnungen eine neue Qualität erreicht. Sie stabilisieren die geopolitische Lage in Zentralasien und stärken die Position Kasachstans als verlässlicher, berechenbarer Partner in der Region. Gleichzeitig dienen sie der Förderung der Zusammenarbeit im Rahmen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ).

Der jüngste Besuch Xi Jinpings ist somit weit mehr als diplomatische Routine. Er ist Ausdruck einer langfristig angelegten strategischen Beziehung – ein deutliches Signal an die Region und die Welt, dass Kasachstan ein souveräner Akteur ist, der in der Lage ist, mit den führenden globalen Mächten auf Augenhöhe zu agieren.

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