Amnesty: Kinder bei Protesten im Iran grausam gefoltert

458
0

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat sechs Monate nach Beginn der jüngsten Protestwelle im Iran grausame Folter an Kindern und Jugendlichen dokumentiert. Demonstrantinnen und Demonstranten seien Schlägen, Auspeitschungen, Elektroschocks, Vergewaltigungen und anderer sexueller Gewalt durch Geheimdienste und Sicherheitsbehörden ausgesetzt gewesen, berichtete Amnesty in einem in der Nacht zu Donnerstag veröffentlichten Bericht.

Laut Amnesty zielte die Gewalt darauf, die Jugend des Landes zu unterdrücken und ihren Protest zu brechen. Dieter Karg, Iran-Experte bei Amnesty in Deutschland, sagte laut Mitteilung: «Es ist abscheulich, dass Beamte ihre Macht auf diese Weise gegenüber schutzbedürftigen und verängstigten Kinder missbrauchen, ihnen und ihren Familien schwere Schmerzen und Ängste zufügen und sie mit schweren körperlichen und seelischen Narben zurücklassen.»

Amnesty dokumentierte Gewalt vom Zeitpunkt der Festnahme, wo Kinder und Jugendliche in den Gefängnistransportern geschlagen und in den Haftanstalten gefoltert wurden. Dazu zählten auch Elektroschocks an Genitalien, die erzwungene Verabreichung unbekannter Tabletten sowie schwere Drohungen. Bevor sie freigelassen wurden, drohten Staatsbeamte den Kindern oft mit der Verhaftung ihrer Verwandten, falls sie sich beschwerten.

Laut Amnesty International wurden auch Kinder gefoltert, die nicht älter als zwölf Jahre alt waren. Ihren Bericht stützen die Menschenrechtler auf Zeugenaussagen Dutzender Inhaftierter und Angehöriger. Angesichts der überwiegend jungen Protestteilnehmer geht Amnesty davon aus, dass Tausende Kinder inhaftiert waren. Erst vor wenigen Tagen hatte Irans Justiz offenbart, dass mindestens 22.000 Demonstranten festgenommen worden waren. Ein Großteil der Protestteilnehmer soll inzwischen freigekommen sein. Genaue Zahlen gibt es von staatlicher Seite nicht.

Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige wurde Mitte September von den Sittenwächtern wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen und starb wenige Tage später im Polizeigewahrsam. Zu Beginn richteten sich die Proteste noch gegen die Kopftuchpflicht. Später forderten die Demonstranten den Sturz der Islamischen Republik. Inzwischen zeigt sich die politische und geistliche Führung wieder selbstbewusst.

Vor allem die junge Generation protestierte jüngst. Der Großteil soll nicht älter als 25 Jahre gewesen sein. Seit der Protestwelle im Herbst steht Irans Führung unter Druck wie noch nie seit der Islamischen Revolution 1979. Auch Monate nach den Aufständen setzen viele Frauen ihren Protest in anderer Form fort, etwa durch das demonstrative Ignorieren der Kopftuchpflicht.

Amnesty forderte eine Freilassung der inhaftierten Kinder und appellierte an die internationale Staatengemeinschaft: «Da es keine Aussicht auf wirksame unparteiische Untersuchungen der Folter von Kindern in Iran gibt, fordern wir alle Staaten wie auch die Bundesregierung auf, universelle Gerichtsbarkeit über iranische Beamte auszuüben», sagte Dieter Karg von Amnesty.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2023-03/16/amnesty-kinder-bei-protesten-im-iran-grausam-gefoltert

Lesen Sie auch:

 Luftverschmutzung in der EU – 250 000 Opfer pro Jahr! So tödlich ist Feinstaub 

In vielen europäischen Ländern werden die Grenzwerte der WHO nicht eingehalten. Feinstaub in der Luft ist für eine massive Anzahl an Todesfällen verantwortlich. Das geht aus aktuellen Schätzungen der EU-Umweltagentur EEA hervor, die am Freitag im Rahmen des „Clean Air Forum“ der EU in Rotterdam vorgestellt wurden. Weiterlesen: https://www.bild.de/ratgeber/2023/ratgeber/feinstaub-fuer-250-000-todesfaelle-verantwortlich-umweltbehoerde-warnt-86205954.bild.html

Mehr...

Projekt „Meet a jew“: Wie fühlt sich ein Jude in Deutschland?

Miteinander reden, nicht übereinander – das ist das Motto von „Meet a jew“. Bei dem Projekt sprechen Juden mit Schülern darüber, wie es ist ein Jude in Deutschland zu sein. Das Ziel: Brücken bauen und Antisemitismus bekämpfen. Von Birgit Virnich. mehr Meldung bei www.tagesschau.de lesen https://www.tagesschau.de/inland/mittendrin-meet-a-jew-antisemitismus-101.html

Mehr...

Kämpfe in Libyen: Parallelregierung versucht Umzug nach Tripolis

In Libyen tobt ein Machtkampf zwischen zwei Regierungen: Tripolis ist Sitz der international anerkannten Regierung. Der Versuch der konkurrierenden, vom Parlament ernannten Regierung, in die Hauptstadt umzuziehen, hat Gewalt ausgelöst. mehr Meldung bei www.tagesschau.de lesen https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/libyen-kaempfe-tripolis-101.html

Mehr...
All Works and Words Copyright © 2019 Die Wahl