„Schöpfung, Natur, Umwelt für den Frieden“: Wie der Vatikan den interreligiösen Dialog erweitert

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von Yevgeny Bort

Seminar der Pontifical Academy of Theology (PATH), Casina Pio IV, Vatikan, 11.–12. September 2025

Wenn im vatikanischen Garten die Glocke der Casina Pio IV läutet, verdichtet sich die Luft förmlich vor Gesprächen und Hoffnungen. Rom glühte in jener Woche; der Weg von den Toren des Vatikans bis zum Saal war lang – und doch war der Saal voll. Ein gutes Zeichen: Die Menschen kamen nicht nur, um Vorträge zu hören, sondern um sich einzubringen. Das zweitägige Seminar „Creation, Nature, Environment for World Peace“ zeigte erneut: Der Vatikan weitet den Dialog – und führt die Theologie dorthin, wo gemeinsames Handeln beginnt: Sorge um die Schöpfung, Schutz der Vulnerablen, Bildung für Kinder und Jugendliche. (Die Daten 11.–12. September, der Ort Casina Pio IV und die Eröffnung durch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sind in den offiziellen Ankündigungen festgehalten.)

Format und Schwerpunktsetzung – so erlebten wir es vor Ort

Zeit & Ort. Casina Pio IV, 11.–12. September; der stimmige Abschluss: eine Eucharistiefeier im Petersdom und am 13. September eine Audienz beim Papst.

Veranstalter. Der Council of Higher Studies der Pontifical Academy of Theology (PATH).

Eröffnung. Kardinal Pietro Parolin setzte den Ton: „Wir brauchen eine neue Perspektive für eine neue Welt“ – eine, in der Glaube, Wissenschaft und Kultur einander für Frieden und unser gemeinsames Haus begegnen. Einen kompakten Bericht mit Fotos bietet der Catholic Herald („Cardinal Parolin opens Vatican peace summit on nature and humanity“) – sehr lesenswert und atmosphärisch dicht in der Zusammenfassung.

Programm & Stimmen. Unter den Referenten: Kardinal Luis Antonio Tagle. Diskutiert wurde von Laudato Si’ und Laudate Deum über die „Ökologie des Menschen“, Technologie und soziale Gerechtigkeit bis zu ganz praktischen Formaten in Schulen, Pfarreien und Gemeinden. Wer die Stimmung spüren will, findet sie im kurzen Videobericht von Rome Reports („A meeting at the Vatican to rediscover theology in the current context“) auf YouTube wieder – genau der Ton zwischen Ernsthaftigkeit und Zuversicht, den man im Saal fühlte.

Warum das wichtig ist: ein Dialog, der größer wird

Das vielleicht wichtigste Ergebnis: Der interreligiöse Modus ist kein Slogan mehr, sondern Praxis. In einem Raum arbeiteten Katholiken, Orthodoxe, Vertreter anderer Traditionen und säkulare Fachleute zusammen – auf drei „gemeinsamen Sprachen“:

Ökologie der Schöpfung. Ein Feld, auf dem Zusammenarbeit über Grenzen hinweg natürlich ist: Hier wird gepflanzt, Wasser geschützt, Biodiversität gefördert – statt zu streiten.

Schutz der Verletzlichen & die Jugend. Mentoring, sichere Schule, Friedenskultur – Themen, auf denen Vertrauen wächst und Projekte entstehen.

Öffentliche Theologie. Theologie, die „zu den Menschen hinausgeht“ – in der Sprache von NGOs, Universitäten, Kommunen und Unternehmen, um reale Aufgaben gemeinsam zu lösen.

Am Folgetag wandte sich der Papst an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und betonte den „missionarischen und dialogischen Impuls der Theologie der Zukunft“ – weniger ein schönes Bild als vielmehr eine Einladung: gemeinsam handeln.

Eindrücke vor Ort – drei kleine Szenen

Kaffee im Innenhof. Neben mir eine junge Wissenschaftlerin aus Südeuropa und ein Koordinator eines städtischen Umweltprojekts aus Afrika. Wir sprechen über „kleine Schritte“: Schulgärten, Trinkwasser, Unterrichtseinheiten über Würde. Genau daraus entsteht der große Friedensgestus.

Dichter Saal, klare Zahlen. Applaus gab es nicht für große Worte, sondern wenn sichtbar wurde, wie Wirkung gemessen wird: wie viele Kinder erreicht, wie viele Bäume angewachsen, wie sich das Schulklima verbessert hat. Die Zuhörer glaubten den Zahlen – und den Menschen dahinter.

Gespräche über Afrika. Der Globale Süden klang präsent und zugewandt: Jugend, interreligiöse Formate, lokale Partnerschaften – „Lasst uns anfangen, Ressourcen mappen, Teams bilden.“

Persönliche Begegnungen – und was daraus folgt

Am Vortag des Seminars wurden wir zu einer persönlichen Audienz beim Präsidenten von PATH, Bischof Antonio Staglianò, empfangen. Ein warmes, sehr konkretes Gespräch: öffentliche Theologie als Sprache gemeinsamen Handelns, unser Kamerun-Pilot und die nächsten Schritte in Jugendprogrammen. Wir nahmen ein gemeinsames Verständnis und echtes Interesse an einer Fortsetzung mit.

Während der Tagung – obwohl ohne offiziellen Vortrag – stellten wir in Einzelgesprächen den Ansatz von OmO MEcoVEA e.V. vor: die Verbindung von Bildung für Kinder & Jugendliche, ökologischer Praxis und interreligiösem Dialog.

Kamerun-Pilot. Die Samstags-Schule lief den ganzen Sommer; jetzt soll sie als „Schools for Life“ wachsen (Wertebildung + Ökologie + Unterstützung für Vulnerable).

Teologia Giovane. Sommerakademien & Dialogformate für junge Führungskräfte: „streiten ohne Feindschaft, dienen ohne Etiketten“.

Faith & Ecology in Action. Pflanzungen, Wasserprojekte, Biodiversität – Öko-Theologie in Bewegung.

Die Reaktionen waren ermutigend: „Ja, spannend“, „Ja, mit klaren KPI“, „Ja, mit Kofinanzierung machbar“. Der Erwartungshorizont ist klar: transparente Berichte, verständliche Kennzahlen, starke lokale Partner – genau unser Terrain.

Was „Dialog-Erweiterung“ praktisch heißt – unser 4-Punkte-Plan

Gemeinsame Curricula zu Menschenwürde, Ökologie und Friedenskultur – für Schulen, Pfarreien, NGOs (mehrsprachig).

Interreligiöse Teams (Seelsorger, Pädagoginnen, Ökologen, Psychologinnen, Jugendleiter) entwickeln Lösungen vor Ort.

Öffentliche Formate – von Stadtfestivals und Kino-Gesprächen bis zu freiwilligen Umweltaktionen, offen auch für Nichtglaubende.

Einheitliche Qualitätsstandards – Monitoring, Evaluation, Compliance, transparente Finanzen: die professionelle Vertrauensbasis zwischen religiösen und säkularen Partnern.

Fazit – zwei Tage, die bleiben

Das PATH-Seminar in der Casina Pio IV war eine ruhige, reife und zugleich warme Demonstration, wie der Vatikan den interreligiösen Dialog erweitert: nicht mit Debatten, sondern mit gemeinsamen Taten. Wenn Ideen die Form einer Schule, eines Baumes, von sauberem Wasser und einer echten Chance für ein konkretes Kind annehmen, wird Dialog wahr.

Unser Paket passt organisch in diesen Kurs: Bildung, Ökologie, offener Dialog – drei einfache Schritte, mit denen Theologie zu den Menschen hinausgeht und das Leben vor Ort spürbar verändert. Und ja: Diese Energie war zu fühlen – von der ersten Tasse Kaffee im Hof bis zum letzten Gebet im Petersdom, wo zwischen den Säulen überraschend leicht Hoffnung atmet.

Weiterführend (im Text erwähnt):

Bericht & Fotos zur Eröffnung: Cardinal Parolin opens Vatican peace summit on nature and humanity (Catholic Herald) – ein prägnanter Überblick über Tonlage und Anliegen der Tagung.

Kurzvideo zur Atmosphäre: A meeting at the Vatican to rediscover theology in the current context (Rome Reports auf YouTube) – zwei Minuten, die das Zusammenspiel aus Ernst, Offenheit und Zuversicht einfangen.

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